Ein Recht auf Menschenwürde für ältere Menschen in Europa
Broschüre / Flyer26. März 2024
Datei herunterladenÄltere Menschen sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft. Wir mischen uns ein für ein gutes Leben im Alter.
22 Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung – oder in Zahlen 18,7 Millionen – sind Senior*innen. Viele bleiben über das Arbeitsleben hinaus Mitglied einer DGB-Gewerkschaft. Für sie und mit ihnen mischen wir uns ein. So ist unser Ziel, die aktive Beteiligung älterer Menschen in politischen, sozialen und kulturellen Prozessen zu fördern und zu unterstützen.
Das Bild von älteren Menschen in unserer Gesellschaft ist oftmals geprägt von Bildern von gebrechlichen, einsamen, unflexiblen und rückwärtsgewandten Menschen, die als Bürde gesehen werden. Gleichzeitig wird von ihnen erwartet, dass sie sich aus der Gesellschaft zurückziehen und nicht zur Last fallen sollen. Dieses Bild haben auch viele Ältere über sich selbst. Wieso soll jemand mit 80 nicht mehr Radfahren oder Sport treiben? Wieso darf jemand im höheren Alter nicht mehr aktiv in der Politik oder Kultur sein?
Wir wenden uns gegen Vorstellungen, die älteren Menschen Rollen zuschreiben. Diese Form der Diskriminierung aufgrund des Alters wird als Ageismus bezeichnet. Wir lehnen jegliche Formen der Diskriminierung aufgrund des Alters ab (aber auch aus anderen Gründen).
Ältere Menschen sind häufig bei Finanz- und Versicherungsdienstleistungen oder bei der Kreditvergabe im Alter für die Modernisierung oder den Umbau von selbstgenutztem Wohnraum von Diskriminierung betroffen. Bei Finanzdienstleistungen sind elektronische Algorithmen so programmiert, dass das Kriterium “Alter” als Ausschlussgrund wirkt und ältere Menschen von bestimmten Dienstleistungen ausgeschlossen werden.
Um dieser Diskriminierung im Alter entgegenzuwirken, fordern wir eine Änderung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) in Form einer Ergänzung um Maßnahmen (Kontroll- und Sanktionsmöglichkeiten) gegen die Diskriminierung älterer Menschen bei privatrechtlichen Geschäften, Ehrenämtern und politischen Funktionen. Ebenso setzen wir uns ein, dass Artikel 3 Absatz 3 Grundgesetz (Gleichbehandlung) um ein Verbot der Diskriminierung wegen sexueller Identität und aufgrund des Lebensalters ergänzt wird.
Auf europäischer Ebene ist eine Richtlinie zur Diskriminierung aufgrund des Alters mehr als überfällig. Und die Vereinten Nationen müssen endlich auf Weltebene weiterkommen mit einer Altersrechtskonvention.
Für ältere Menschen ist eine leistungsfähige digitale Infrastruktur wichtig, um mit Freunden, Familie und öffentlichen Einrichtungen in Kontakt zu bleiben. Derzeit fehlt es gerade in Heimen und Treffs für Senior*innen noch immer an der technischen Ausstattung. Endgeräte fehlen ebenso wie schnelle Internetleitungen. Auch hat das Personal in Pflegeheimen oft zu wenig Zeit, um bei Videotelefonaten einzurichten und zu unterstützen.
Ein Ausbau der Angebote, um digitale Kompetenzen zu erwerben ist ein wichtiges bundesweites Projekt. Wo schon Schulungsangebote speziell für Senior*innen zu finden sind, steht auf der Landkarte von "DigitalPakt Alter
Beispielhaft sei hier auch das Angebot der Stadt München erwähnt. Wer über 60 Jahre alt ist, bekommt seit 1. Januar 2020 einen Zuschuss zum Kauf eines Laptops, Tabletcomputers oder eines PC in Höhe von 250 Euro. Voraussetzung: wenn diese*r unterhalb einer bestimmten Einkommensgrenze liegt (z. B. Einpersonenhaushalt 1.660 EUR netto). Auch IT-Zubehör wie Drucker und Tintenpatronen können erworben werden.
Der DigitalPakt Alter ist eine Initiative zur Stärkung älterer Menschen in der digitalen Welt. Über 40 Organisationen, darunter der DGB, sind Partner der Initative. Sie fordern folgende Maßnahmen für eine bessere digitale Kompetenz Älterer:
Der DGB setzt sich für die Belange von Senior*innen ein – von der Gesundheitsversorgung über die Mobilität bis zum altersgerechten Wohnen. Mehr als Rente!
Senior*innen haben das Recht auf eine gute soziale Absicherung. Unser Ziel: Wir wollen ihre Lebensqualität im Alter sichern und verbessern. Ihre Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit.
Für ein solches Leben braucht es Veränderungen.
Die Lebenssituation älterer Menschen verbessern – das heißt für uns als DGB:
Die Interessen der verschiedenen Generationen stehen dabei nicht im Gegensatz zueinander. Der DGB und die Gewerkschaften organisieren in hohem Ausmaß aktive Arbeitnehmer*innen sowie Senior*innen miteinander. Es gibt viele gemeinsame Interessen.
Dabei gilt: Je stärker die Gewerkschaften sind, umso eher können wir Erfolge für alle erreichen und soziale Errungenschaften verteidigen. Das geht nur mit vielen Mitgliedern – ob Arbeitnehmer*innen, Rentner*innen oder Pensionär*innen, Versorgungsempfänger*innen, Auszubildende und Studierende.
Die Lebenssituation älterer Menschen verbessern (Antrag B027)
Die DGB-Senior*innen begrüßen die Empfehlungen der Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen für eine zukünftige UN-Altersrechtskonvention. Die „14. Offene Arbeitsgruppe zu Fragen des Alterns“ wird ihre Empfehlungen vom Mai 2024 dem Präsidenten der UN-Generalversammlung vorlegen.
Es ist auch für die Bundesregierung an der Zeit, nächste Schritte zu gehen. Ältere Menschen dürfen nicht mehr nur als Empfänger*innen von Sozialleistungen betrachtet werden. Vielmehr sind sie Menschen mit Rechten und Pflichten und müssen so auch wahrgenommen werden.
DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel fordert: “Jetzt ist die Bundesregierung gefragt, hier eine führende Rolle einzunehmen – mit echter und wirksamer Beteiligung der Zivilgesellschaft.”
Die Europäische Kommission greift mit der Strategie für Pflege und Betreuung zwei gesellschaftlich und volkswirtschaftlich hoch relevante Themenfelder auf und stellt strategische Überlegungen an, wie durch längerfristige Maßnahmen ein besseres Gleichgewicht zwischen einerseits Erwerbsarbeit und andererseits Betreuungspflichten sowie Pflege für Frauen und Männer erreicht werden kann
Rund 3 Millionen pflegebedürftige Menschen in Deutschland werden zu Hause gepflegt, viele von ihnen von den bis zu 600.000 Betreuer*innen aus Osteuropa. Das Versprechen der Agenturen einer Rund-um-die-Uhr Betreuung hat für die Betreuer*innen exzessive Arbeitszeiten zur Folge, die in aller Regel nicht vollständig bezahlt werden. Die gängigen Beschäftigungsmodelle missachten systematisch das Arbeitsgesetz. Diese prekären Arbeitsbedingungen, gepaart mit der meist vollständigen Isolation der Betreuer*innen, führen nicht selten zu einer psychischen und physischen Überbelastung.
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