Aktienrente: Was bisher zum Generationenkapital geplant ist
News31. März 2023
Artikel lesenArbeitnehmer*innen verdienen eine gute Rente. Dieser Grundsatz muss für alle Generationen gelten.
Du kennst das sicher: Wenn es um die Rente geht, wird es schnell emotional und wichtige Fragen stellen sich. Wird meine Rente im Alter für ein würdevolles Leben reichen? Kann ich meinen Lebensstandard halten? Und was passiert, wenn ich krank werde und nicht mehr arbeiten kann?
Über die gesetzliche Rente kursieren zahlreiche irreführende Behauptungen. In unserem Faktencheck nehmen wir die häufigsten Aussagen unter die Lupe. Denn eins ist klar: Die gesetzliche Rente ist finanzierbar und gibt den Beschäftigten Sicherheit.
Wir sagen: Falsch! Eine gute Rente für alle Generationen ist bezahlbar und machbar.
Wenn wir das Rentenniveau – also damit auch die Rentenhöhe und das Rentensystem – jetzt stabilisieren, profitieren auch die Jüngeren, die erst in Jahrzehnten in Rente gehen. Ein stabiles Rentenniveau bedeutet auch in Zukunft höhere Renten.
Wir sagen: Stimmt nicht – das Rentensystem funktioniert! Die Boomer, die bald in Rente gehen, sind ein einmaliger und klar berechenbarer Faktor.
Rentenpolitik ist mehr als nur Köpfe nach Altersgruppen zu zählen. Entscheidend für eine gute Rente ist, wie viele Menschen einzahlen und wie gut sie verdienen. Wir wollen, dass möglichst viele Menschen gesund bis zur Rente arbeiten können – und zwar in sozial sicheren Jobs mit guten Einkommen. Die gesetzliche Rente muss stabilisiert werden – und natürlich solidarisch finanziert.
Wir sagen: Falsch! Eine gute Rente ist eine Verteilungsfrage, kein Generationenkonflikt.
Gerade für junge Menschen sind ein stabiles Rentenniveau und ein erreichbares Rentenalter wichtig, damit sie Sicherheit haben und für ihr Alter planen können. Wir müssen stattdessen darüber reden, wie gerecht wir die Kosten für die Alterssicherung verteilen. Der DGB findet: Die Lasten sollen nicht die Beschäftigten allein tragen. Die Konzerne und die Vermögenden sind auch in der Pflicht!
Wir sagen: Falsch! Das Rentenalter zu erhöhen ist ungerecht. Nicht alle Jobs kann man bis ins hohe Alter ohne Probleme machen.
Und die Lebenserwartung steigt nicht für alle gleich. Wer Schicht schiebt im Krankenhaus oder am Band, bei Wind und Wetter auf dem Bau arbeitet, Müll entsorgt und unter hohem Zeitdruck Pakete ausliefert, hat dadurch oft eine viel kürzere Lebenserwartung. Länger arbeiten geht vielleicht für Wissenschaftler*innen, Manager*innen und Politiker*innen. Aber ein für alle höheres Rentenalter ist eine Rentenkürzung für die hart arbeitenden Menschen. DGB-Umfragen zeigen außerdem: Beschäftigte wollen lieber höhere Beiträge zahlen als noch später in Rente zu gehen …
Wir sagen: Stimmt nicht. Die Beiträge zur Rentenversicherung sind in Deutschland mit 18,6 Prozent im internationalen Vergleich nicht besonders hoch.
Länder, die höhere Renten zahlen, haben höhere Beiträge oder schießen mehr aus Steuern dazu. Außerdem teilen sich Beschäftigte und Arbeitgeber die Beiträge zur Rente 50/50. Die Kosten für private Vorsorge tragen die Beschäftigten ganz allein. Das ist ungerecht.
Wir sagen: Falsch! Das ist ohne Probleme bereits jetzt möglich. Es gibt keinen Zwang, in Rente zu gehen.
Das Problem liegt oft woanders: Zu viele Unternehmen stellen immer noch bevorzugt Jüngere ein und tun viel zu wenig dafür, Ältere im Berufsleben zu halten. Dafür braucht es mehr Wertschätzung für die Erfahrung und Expertise Älterer und sie müssen bei Modernisierungsprozessen besser mitgenommen werden. Alle Beschäftigten – unabhängig vom Alter – brauchen gute Arbeitsbedingungen, bei denen sie lange gesund im Job bleiben können.
Wir sagen: Stimmt so nicht. Der große Vorteil der gesetzlichen Rente: Die Kosten dafür werden nicht allein von den Beschäftigten getragen, sondern von Arbeitgebern und Arbeitnehmer*innen gemeinsam.
Private Vorsorge – wie die FDP sie will – verlagert die Lasten nur einseitig auf die Beschäftigten. Und viel zu viele können es sich ohnehin nicht leisten, fürs Alter zu sparen. Für sie ist die gesetzliche Rente die einzige Alterssicherung. Wir dürfen sie nicht im Regen stehen lassen. Das ist eine Frage der Solidarität.
Für uns ist klar: Die Rente ist viel mehr als nur Armutsabsicherung. Sie muss für das gewohnte Leben und die aktuelle Wohnung reichen, egal wie lange der Ruhestand dauert.
Wir finden: Wenn du Jahrzehnte gearbeitet hast, musst du dich auf eine ausreichende Rente im Alter verlassen können. Nur wenn du im Alter und bei Erwerbsminderung gut finanziell und sozial abgesichert bist, kannst du am gesellschaftlichen Zusammenleben teilhaben.
Das derzeitige Rentenniveau darf deshalb auf keinen Fall weiter abgesenkt werden. Im Gegenteil: Es muss steigen auf mindestens 50 Prozent. Das ist keine Utopie – eine gute Rente ist bezahlbar und machbar! Wir haben die Konzepte dafür.
Eine unserer größten Errungenschaften ist der Sozialstaat: Wer alt oder erwerbsunfähig ist, soll sich finanziell keine Sorgen machen müssen. Das ist in erster Linie die Aufgabe der gesetzlichen Rentenversicherung. Sie ist das zentrale Versorgungssystem: Über 90 Prozent der volljährigen Menschen in Deutschland haben Anspruch auf eine spätere gesetzliche Rente oder beziehen sie bereits. Das sind vor allem Arbeitnehmer*innen, da sie pflichtversichert sind. Hinzu kommen aber auch Selbstständige und Freiberufler*innen, die freiwillig einzahlen. Beamt*innen und bestimmte Berufsstände (z. B. Ärzt*innen, Rechtsanwält*innen) haben eigene Rentensysteme und werden nicht einbezogen.
Bezahlt werden die Renten zum größten Teil aus den laufenden Beiträgen. Aber der Rentenversicherung wurden von der Politik auch viele andere Leistungen übertragen. Zum Ausgleich zahlt der Staat jedes Jahr mehrere Milliarden Euro aus Steuermitteln an die Rentenversicherung. Diese Zuschüsse reichen jedoch nicht, um die übertragenen Aufgaben zu finanzieren. Daher müssen sie erhöht werden.
Künftig will die Regierung auch Aktiengewinne für die Rente nutzen und dazu einen Kapitalstock (das sogenannte Generationenkapital) neben der Rentenversicherung aufbauen. Alles Wichtige dazu liest du in unseren Informationen zur Aktienrente.
31. März 2023
Artikel lesenDas Rentenniveau drückt aus, bei wie viel Prozent des Durchschnittseinkommens die Standardrente nach 45 Beitragsjahren liegt. Es ist eine allgemeine Messgröße für die Leistungsstärke der gesetzlichen Rentenversicherung. Die individuelle Rentenzahlung kann vom Rentenniveau deutlich abweichen: Zur Berechnung der persönlichen Rente wird der durchschnittliche Lohn des gesamten, individuellen Erwerbslebens herangezogen.
Sinkt das Rentenniveau, steigen die Renten langsamer als die Einkommen. Rentner*innen sind dann von der Entwicklung der Einkommen abgekoppelt. Dann wird es für sie langfristig schwierig, sich ein gutes Leben zu leisten. Bis zum Jahr 2025 garantiert der Gesetzgeber ein Rentenniveau von mindestens 48 Prozent.
Grundlage für das Rentenniveau ist eine Rente mit 45 Entgeltpunkten. Davon abgezogen werden die Sozialbeiträge, nicht aber die Steuern. Seit 1. Juli 2024 beträgt diese sogenannte verfügbare Standardrente abzüglich der Sozialbeiträge 1.565,03 Euro. Diese Rente wird zum verfügbaren Durchschnittslohn ins Verhältnis gesetzt. Aktuell beträgt das Durchschnittslohn 3.260,34 Euro. Daraus ergibt sich ein Rentenniveau von derzeit 48 Prozent.
83 Prozent der Befragten halten das Rentenniveau – also das Verhältnis der Renten zu den Löhnen – für zu gering und fordern höhere Renten.
Quelle: Studie “Alterssicherung in Deutschland: Herausforderungen und Erwartungen” (2023). Befragung im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Arbeitnehmerkammer Bremen und der Arbeitskammer des Saarlandes
Um die gesetzliche Rente zu stabilisieren und für höhere Renten zu sorgen, würde ein Großteil der Bevölkerung lieber höhere Rentenbeiträge zahlen, als noch später in Rente zu gehen. Das wollen besonders häufig die jüngeren Befragten zwischen 18 und 39 Jahren – 70 Prozent von ihnen sagen: lieber höhere Beiträge statt spätere Rente.
Alterssicherung in Deutschland: Herausforderungen und Erwartungen
Neue Sicherheit für alle Generationen. Kurswechsel: Die gesetzliche Rente stärken
Forderungen, Stellungnahmen und Positionen
Seit der Jahrtausendwende ist das Rentenniveau in Deutschland aufgrund politischer Entscheidungen gesenkt worden – derzeit liegt es bei 48 Prozent. Das bedeutet jedoch nicht, dass du als Rentner*in 48 Prozent deines letzten Lohns als Rente bekommst. Es handelt sich um einen statistischen Wert, der die Leistungsfähigkeit der Rentenversicherung beschreibt. Ganz einfach gesagt: Das Rentenniveau zeigt an, wie viel Rente ein*e Durchschnittsrentner*in nach 45 Arbeitsjahren im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen erhält.
Finanziert wird die Rentenversicherung vor allem über die Beiträge. Der Beitragssatz liegt derzeit bei 18,6 Prozent vom Bruttolohn. Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen teilen sich diesen zur Hälfte. Bis 2025 ist gesetzlich garantiert, dass der Beitragssatz unter 20 Prozent bleibt und das Rentenniveau nicht unter 48 Prozent fällt. Was danach kommt, ist offen. Die Bundesregierung will das Gesetz ändern und dafür sorgen, dass das Rentenniveau dauerhaft bei 48 Prozent stabil bleibt.
Für uns als DGB ist entscheidend, dass das Rentenniveau nicht nur stabil ist, sondern perspektivisch wieder steigt – auch wenn die Beiträge dazu moderat erhöht werden müssen. Denn eine starke gesetzliche Rente heißt, dass alle höhere Renten bekommen und die Menschen weniger Geld für private Vorsorge ausgeben müssen. Um das höhere Rentenniveau und eine starke gesetzliche Rente zu finanzieren, brauchen wir einen Dreiklang aus fairen Löhnen, mehr Beschäftigung und guter Arbeit:
Das musst du wissen:
Seit 1. Januar 2023 darfst du neben einer Altersrente unbegrenzt hinzuverdienen, ohne dass deine Rente gekürzt wird. Bei einer Erwerbsminderungsrente darfst du mindestens 18.558,75 Euro hinzuverdienen, ohne dass davon auf die Rente angerechnet wird – Achtung: unabhängig von der Höhe des Einkommens gilt, dass eine Erwerbstätigkeit von 3 oder mehr Stunden dazu führen kann, dass die Erwerbsminderungsrente gekürzt wird oder gar ganz entfällt.
Übrigens: Mehr als 30 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung wurde zum 1. Juli 2023 endlich der Rentenwert in Ostdeutschland an den von Westdeutschland angepasst. Seit Jahrzehnten haben wir und unsere Mitgliedsgewerkschaften uns dafür eingesetzt. Nun bekommen Beschäftigte in Leipzig und Rostock den gleichen Wert für einen erworbenen Rentenpunkt wie die Kolleg*innen in Köln und München. Die Aufwertung der heutigen Löhne bleibt noch bis Ende 2024 bestehen.
Die meisten Menschen gehen vor ihrem 65. Lebensjahr in Rente, durchschnittlich mit 64 Jahren und 4 Monaten. Die Gründe dafür sind vielfältig und liegen häufig in der körperlichen und mentalen Belastung am Arbeitsplatz. Gleichzeitig steigt das gesetzliche Renteneintrittsalter. Das zeigt: Der reguläre Rentenbeginn wird zwar vom Rentenrecht bestimmt. Er sagt jedoch wenig darüber aus, ob die Menschen überhaupt so lange arbeiten können.
Nicht alle Menschen leben bis zum regulären Renteneintrittsalter. Je höher das Rentenalter angehoben wird, desto weniger Menschen erreichen es. Das senkt zwar die Kosten der Rentenversicherung, ist aber nichts anderes als eine Rentenkürzung für die, die aufgrund von hoher Arbeitsbelastung, ungesunden Lebens- und Arbeitsbedingungen oder gesundheitlichen Problemen früher sterben.
Ein höheres Renteneintrittsalter benachteiligt künftige Generationen, denn sie sollen länger einzahlen, um dann kürzer Rente zu bekommen. Ein höheres Rentenalter für alle führt auch nicht zu mehr Gerechtigkeit, sondern vergrößert die Ungerechtigkeit– insbesondere denen gegenüber, die nach einem langen Arbeitsleben nur eine kurze Rentenbezugsdauer zu erwarten hätten
Die Unternehmen sind zu oft nicht auf ältere Kolleg*innen eingestellt. Gerade dort, wo mit hoher körperlicher oder mentaler Belastung gearbeitet wird, ist eine Beschäftigung bis zum Rentenalter nicht ohne weiteres möglich. Obwohl der Arbeitskräftebedarf hoch ist, stellen viele Arbeitgeber*innen weiterhin kaum ältere Menschen ein – ebenso wie Menschen mit Behinderung. Oder sie wollen sie so früh wie möglich loswerden.
Die Erhöhung des Renteneintrittsalters ist eine verkappte Rentenkürzung. Und das, obwohl die gesetzliche Rente alleine schon heute oft nicht zum Leben reicht. Wer ein höheres Rentenalter nicht erreichen kann, muss für den Rest seines Lebens eine Rente mit Abschlägen oder längere Zeiten der Arbeitslosigkeit oder Krankheit hinnehmen, bevor er*sie in Rente gehen kann.
Diese Bundesregierung steht in der Pflicht, das Rentenniveau dauerhaft zu stabilisieren.
Die Versprechen waren groß: Als in den 2000er Jahren begonnen wurde, das Rentenniveau zu senken, sollte die entstandene Rentenlücke einfach durch mehr private und betriebliche Altersvorsorge geschlossen werden. Doch die „Riester-Rente“ hat gezeigt, dass sie nur hohe Kosten verursacht, aber wenig Rendite bringt. Und ein weiterer Grund ist offensichtlich: Arbeitnehmer*innen müssen die Kosten für die Riester-Rente allein tragen. Aber auch die Betriebsrenten sind hinter den Erwartungen zurückgeblieben und noch viel zu wenig verbreitet. Hier müssen sich einerseits die Arbeitgeber*innen mehr engagieren. Andererseits müssen sie mit Tarifverträgen, die wir als Gewerkschaften abschließen, dazu verpflichtet werden.
Wir sagen deshalb: Eine gute Altersabsicherung gibt es nur mit einer zuverlässigen und starken gesetzlichen Rente – ergänzt durch gute Betriebsrenten.
Die Renten werden in Deutschland seit 2005 schrittweise auf die sogenannte nachgelagerte Besteuerung umgestellt. Das heißt, dass die Beiträge zur Rentenversicherung bei der Steuer abgezogen werden dürfen. Die Beschäftigten haben also mehr Nettoeinkommen. Im Gegenzug wird die Rente dafür voll besteuert. Die Nettorente fällt dadurch geringer aus. Dieses Prinzip ist zum Vorteil der Versicherten, da zunächst alle mehr netto haben. Nur wer Rente bezieht, zahlt dann darauf Steuern. Wer viel und lange Rente bezieht, zahlt mehr Steuern. Insgesamt ist dies gerecht. Wenn die Rente auf die nachgelagerte Besteuerung umgestellt wird, basiert für Jahrzehnte ein Teil der Rente jedoch aus bereits besteuerten Beiträgen. Dieser Teil darf nicht noch einmal besteuert werden. Daher gibt es einen Rentenfreibetrag. Dieser hängt von der Rentenhöhe und dem Rentenzugangsjahr ab und sinkt bis 2040 auf Null. Dieser Übergang ist jedoch zu kurz und unzureichend. Daher muss er gestreckt werden. Die Beiträge sind seit 2023 voll steuerfrei. Damit ist der erste Schritt der Umstellung bereits erfolgt.
Das Thema Rente ist komplex. Unsere Mitgliedsgewerkschaften bieten dir deshalb in Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Versichertenberater*innen und Versichertenältesten der DRV umfassende und kostenfreie Hilfestellung.
Die Deutsche Rentenversicherung bietet einen wichtigen Service: die kostenlose und kompetente Beratung in der Nachbarschaft. Die ehrenamtlichen Versichertenberater*innen und Versichertenältesten sind Teil des Beratungsnetzes.
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