Auf die immer noch große Lohnkluft zwischen west- und ostdeutschen Bundesländern weist der Deutsche Gewerkschaftsbund zum Tag der deutschen Einheit hin. Die nächste Bundesregierung müsse endlich einleiten, was seit Jahren von der Politik immer wieder versprochen wurde: Maßnahmen zur Stärkung der Tarifbindung, sagte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell am Freitag in Berlin. „Dazu gehört ein Bundestariftreuegesetz mit eindeutigen Regeln, die öffentliche Aufträge und Fördergelder nur für Unternehmen zulassen, die nach Tarif bezahlen“, betonte Körzell.
„Wo Tarifverträge gelten, ist die Ost-West-Lohnlücke verschwindend gering. Aber viel zu viele Arbeitgeber schlagen sich in die Büsche und drücken sich vor anständiger Bezahlung. Sie verweigern uns Gewerkschaften die Tarifverhandlungen und damit den Beschäftigten gute Löhne. Die künftige Bundesregierung muss sich die Stärkung der Tarifbindung dick ins Hausaufgabenheft schreiben“, sagte der Gewerkschafter. Es müsse künftig einfacher sein, Tarifverträge für allgemeinverbindlich zu erklären, damit sie für alle Unternehmen einer Branche bindend sind. „Eine stärkere Tarifbindung trägt maßgeblich zur Angleichung der Löhne innerhalb Deutschlands bei. Schon deshalb steht die Politik hier in der Pflicht.“
Nur noch jeder fünfte Betrieb im Osten ist tarifgebunden. Nur für 43 Prozent der ostdeutschen Beschäftigten gelten Tarifverträge, im Westen sind es 53 Prozent. Im Durchschnitt bekommen Beschäftigte im Osten der Republik brutto bis zu 16 Prozent weniger Lohn als Beschäftigte in Westdeutschland. Damit stagniert die Lohnangleichung faktisch seit gut 20 Jahren. Je nach Wirtschaftszweig gibt es zum Teil große Abweichungen bei den Verdiensten. Während in der öffentlichen Verwaltung ein relativ ausgeglichenes Lohngefüge zwischen Ost und West existiert, gibt es vor allem im Handel erhebliche Aufholpotentiale.
Tarifverträge regeln einen großen Teil der Arbeitsbedingungen. Tarifverträge bedeuten dabei nicht nur höhere Löhne sondern auch mehr Urlaubstage und häufiger Weihnachts- und Urlaubsgeld für die Beschäftigten.