Ausbildungsreport: Große Unterschiede bei Ausbildungszufriedenheit

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Ordnungsnummer PM 040

Die Mehrheit der Auszubildenden ist mit ihrer Ausbildung und mit ihren Ausbilder*innen in den Betrieben zufrieden. Deutliche Unterschiede gibt es jedoch zwischen einzelnen Branchen. Entscheidende Indikatoren sind die Bezahlung nach Tarif, die Zahl der geleisteten Überstunden und die sogenannten ausbildungsfremden Tätigkeiten, die viele Azubis übernehmen müssen. Dies sind nur einige Ergebnisse des neuen Ausbildungsreports der DGB-Jugend, der heute in Berlin vorgestellt wurde. Sie spiegeln die unterschiedlichen Lebensrealitäten, die junge Menschen in ihrer Ausbildung erleben.

Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack verwies auf die immer noch problematische Lage auf dem Ausbildungsmarkt: “Noch nie hatten so viele junge Menschen keinen Berufsabschluss. Insgesamt sind 2,9 Millionen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren ohne Ausbildung. Auf der anderen Seite bildet nicht einmal mehr jeder fünfte Betrieb aus – auch dies ein trauriger Negativrekord, der uns große Sorgen macht. Es zerreißt unsere Gesellschaft, wenn immer mehr jungen Menschen ein Berufsabschluss fehlt und ihnen somit ein Leben mit prekärer Beschäftigung und Armut droht. Deshalb wenden wir uns an die Arbeitgeber: Bildet wieder mehr aus! Gebt auch denjenigen eine Chance, die bisher zu oft durchs Raster fallen! Es gibt unterstützende Angebote der Arbeitsagenturen. Sie müssen nur genutzt werden.”  

DGB-Bundesjugendsekretär Kristof Becker sagte: “Wer eine Ausbildung macht, ist damit meist zufrieden, auch wenn es an manchen Stellen Verbesserungsbedarf gibt. Trotz zurückgehender Zahl der Ausbildungsverträge ist und bleibt die duale Berufsausbildung ein Erfolgsmodell.”

Die überwiegende Mehrheit, fast 70 Prozent der befragten Azubis, ist mit ihrer  Berufsausbildung zufrieden. Erneut gab es in diesem Jahr Bestnoten für den  Beruf der Industriemechaniker*innen (Zufriedenheit von 81,6 Prozent) und für  die Industriekaufmänner*frauen (80,3 Prozent). Überdurchschnittlich viele von ihnen fallen unter den Schutz eines Tarifvertrags.

Am unteren Ende der Skala fanden sich hingegen mit den Zahnmedizinischen Fachangestellten (Zufriedenheit von 58,5 Prozent), den Hotelfachmännern*frauen (60,4 Prozent) und den Fachlagerist*innen (61 Prozent ) jene Ausbildungsberufe wieder, die oft nicht nach Tarif bezahlt werden.

Einzelne Indikatoren lassen darüber hinaus auf gravierende Mängel in manchen Betrieben schließen: So gaben über 15 Prozent – so viele Auszubildende wie nie zuvor – an, “immer” oder “häufig” ausbildungsfremde Tätigkeiten leisten zu müssen, wie z. B. Kaffee kochen oder putzen in der Firma. Dabei sind solche Tätigkeiten keinesfalls Teil der Ausbildung. Finden sie dauerhaft statt und werden zentrale Ausbildungsinhalte deshalb nicht vermittelt, gefährden sie sogar den erfolgreichen Ausbildungsabschluss der jungen Menschen.

Außerdem gab über ein Drittel (34,5 Prozent) der Auszubildenden an, regelmäßig Überstunden leisten zu müssen – deutlich mehr als in den Vorjahren. “Wer Überstunden machen muss, erhält dafür oftmals weder eine zusätzliche Vergütung noch einen Freizeitausgleich. Dabei ist das schlicht illegal”, sagt dazu Kristof Becker. Traurige Spitzenreiter sind Köchinnen und Köche, von denen mehr als die Hälfte regelmäßig Überstunden machen muss. Im Schnitt sind es bei ihnen 6,1 Überstunden pro Woche. 

Jede*r dritte Azubi im dritten Ausbildungsjahr weiß nicht, ob er*sie nach Berufsabschluss übernommen wird. Das verunsichert viele der Befragten. Die Chancen hängen dabei stark vom jeweiligen Ausbildungsberuf ab. Besonders Hotelfachleute und Verkäufer*innen müssen lange bangen. 

Einen großen Einfluss auf die Ausbildungszufriedenheit hat das Ausbildungspersonal in den Betrieben – der Schwerpunkt des Reports dreht sich deshalb in diesem Jahr um die Ausbilder*innen. Die Ergebnisse bestätigen es: Werden die Azubis vom Ausbildungspersonal in den Betrieben korrekt behandelt, bekommen sie Arbeitsvorgänge gut erklärt und wird auf ihre individuelle Lernbedürfnisse eingegangen, dann ist die Zufriedenheit überdurchschnittlich. “Aber nicht alle Ausbilder*innen haben ausreichend Zeit, um ihre Azubis so intensiv zu betreuen, wie es notwendig wäre”, betont Kristof Becker. Insbesondere kommt oft ein persönliches Feedback über bereits erworbene Fähigkeiten und über Nachholbedarf zu kurz. Nur 45 Prozent erhalten mindestens einmal im Monat eine persönliche Rückmeldung, bei der Mehrheit ist dies “seltener” oder sogar “nie” der Fall. Dazu sagt Kristof Becker: "Klar ist: Auch hier drückt der Schuh bei den Zeitkapazitäten, die die Ausbilder*innen in den Betrieben für ihre Azubis haben. Dabei würden von kleineren Betreuungsschlüsseln am Ende alle profitieren.”

Ausbildungsinteressierten jungen Menschen rät DGB-Bundesjugendsekretär Kristof Becker deshalb: „Wird in der Ausbildungsausschreibung ein Tarifvertrag erwähnt und steht dieser auch im Ausbildungsvertrag, ist das ein gutes Zeichen. Tarifverträge sichern bessere Bezahlung als gesetzlich vorgeschrieben und oft regeln sie auch eine Übernahme, etwa in der Metall- und Elektroindustrie oder im öffentlichen Dienst. Ist im Bewerbungsgespräch ein Betriebs- oder Personalrat dabei, dann werden sie auch während der Ausbildung dafür sorgen, dass Gesetze und Vorschriften eingehalten werden. Da sagen wir: Zugreifen, Ausbildungsvertrag unterschreiben!“ 

Die repräsentative Befragung wurde von September 2023 bis April 2024 durchgeführt. Insgesamt 10.289 Auszubildende aus den laut Bundesinstitut für Berufsbildung 25 am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen haben sich beteiligt.

Downloads

Ausbildungsreport 2024 

DGB-Jugend Ausbildungsreport 2024

DGB-Jugend Ausbildungsreport 2024: Überblick 

Statements zum Ausbildungsreport 2024

Elke Hannack: Statement Ausbildungreport 2024

Kristof Becker: Statement Ausbildungreport 2024

 

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