4 von 10 Auszubildenden sind mit der digitalen Ausstattung der Berufsschulen unzufrieden, immer weniger Auszubildende würden ihren eigenen Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen und die Zufriedenheit mit der Ausbildung ist im Vergleich zum Vorjahr so stark gesunken, wie bisher noch nie – das sind nur 3 Ergebnisse des neuen Ausbildungsreports der DGB-Jugend, der heute in Berlin vorgestellt wurde.
DGB-Bundesjugendsekretär Kristof Becker sagte: „Damit haben wir es schwarz auf weiß, Politik und Arbeitgeber müssen deutlich mehr tun, damit die Duale Ausbildung auch im Digitalzeitalter funktioniert. Wer Fachkräfte gewinnen will, muss sie zeitgemäß und mit modernsten Lernmethoden ausbilden, sonst wird das nichts mit dem Wandel unserer Arbeitswelt.“
Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack forderte massive Investitionen in die berufliche Bildung: „Der im Koalitionsvertrag der Bundesregierung vorgesehene Pakt für berufliche Schulen darf nicht der aktuellen Sparpolitik zum Opfer fallen. Wir brauchen dringend mehr Geld für neue Ausbildungskonzepte, um Gebäude instand zu halten und natürlich auch für eine bessere digitale wie technische Ausstattung sowie für mehr Lehrkräfte.“
Zudem forderte Becker „eine klare verpflichtende Regelung im Berufsbildungsgesetz, damit alle Lernmittel von den Betrieben und nicht durch die Azubis gestellt werden“. Auch müsse das Lehr-, Ausbildungs- und Prüfungspersonal ausreichend Möglichkeiten für regelmäßige Fort- und Weiterbildungen erhalten.
Der diesjährige Ausbildungsreport legt insbesondere Defizite bei der digitalen Ausstattung offen. So bewerten 4 von 10 Auszubildenden (39 Prozent) die digitale Ausstattung der Berufsschulen nur mit „ausreichend“ oder sogar „mangelhaft“. In etwa gleich viele Auszubildende (39,8 Prozent) geben an, von ihren Ausbildungsbetrieben nur „selten“ oder sogar „nie“ die benötigten technischen Geräte für eine digitale Ausbildung zu erhalten. Die Konsequenz: Durch die Berufsschule fühlt sich mehr als jede*r Dritte (35,9 Prozent) nur „ausreichend“ oder „mangelhaft“ auf die Digitalisierung vorbereitet. „Die bittere Realität: Viele Berufsschulen sind nicht zeitgemäß ausgestattet und viele Betriebe sind offenbar zu geizig, ihre Auszubildenden angemessen und modern auszustatten“, kritisiert Kristof Becker.
Ebenso mangelhaft ist oft die fachliche Anleitung im Ausbildungsbetrieb. 13,3 Prozent der Auszubildenden gaben an, Arbeitsvorgänge nur „selten“ oder „nie“ zufriedenstellend erklärt zu bekommen. Zudem sagen knapp 11 Prozent der Befragten, dass ihr*e Ausbilder*innen nur „selten“ oder sogar „nie“ am Ausbildungsplatz verfügbar sind. Jede*r Achte (12,7 Prozent) gibt an, „immer“ oder „häufig“ ausbildungsfremde Tätigkeiten, wie z. B. Toiletten putzen, Gläser spülen oder tagelange Renovierungsarbeiten im Betrieb, erledigen zu müssen.
Zudem muss knapp ein Drittel der befragten Auszubildenden (32,1 Prozent) regelmäßig Überstunden machen und durchschnittlich über 3 Stunden je Woche mehr arbeiten. Fast jede*r 10. Auszubildende (9,5 Prozent) bekommt für die Überstunden weder eine Vergütung noch einen Freizeitausgleich. „Das sind klare Verstöße gegen das Berufsbildungsgesetz, die manche Arbeitgeber offenbar einfach in Kauf nehmen. Dagegen helfen nur strengere Kontrollen und eine konsequentere Verfolgung durch die Aufsichtsbehörden“, sagt Kristof Becker.
Die Probleme in der Ausbildung spiegeln sich auch in der Zufriedenheit der Auszubildenden wider: Zwar sind 7 von 10 Auszubildende (70,5 Prozent) mit ihrer Ausbildung „(sehr) zufrieden“. Jedoch ist dieser Wert im Vergleich zum letzten Jahr (73,3 Prozent) so stark gesunken wie noch nie. Zwischen den Branchen gibt es überdies erhebliche Unterschiede: Im Hotelgewerbe (53,7 Prozent), dem Einzelhandel (59,9 Prozent) und in Teilen des Handwerks (Tischler*innen: 64,4 Prozent) liegt die Zufriedenheit weit unterhalb des Durchschnitts. „Dass gerade diese Branchen Schwierigkeiten haben, ihre Ausbildungsplätze zu vergeben, wundert uns nicht. Ist die Ausbildungsqualität schlecht, stimmen die Auszubildenden mit den Füßen ab“, betont Becker.
Die repräsentative Befragung wurde von September 2022 bis April 2023 durchgeführt. Insgesamt 9.855 Auszubildende aus den laut Bundesinstitut für Berufsbildung 25 am häufigsten gewählten Ausbildungsberufen haben sich beteiligt.
Der Ausbildungsreport 2023 sowie weitere Materialien zum Download:
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Der DGB-Ausbildungsreport zum Download Download PDF
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Die wichtigsten Ergebnisse auf einem Blick Download PDF
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Statement der stellvertretenden DGB-Vorsitzenden Elke Hannack Download PDF
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Statement von DGB-Bundesjugendsekretär Kristof Becker Download PDF