Der Expertenrat der Bundesregierung empfiehlt die Einführung einer "teilweisen Krankschreibung". Dazu ein Statement von Anja Piel, DGB-Vorstandsmitglied:
"Die Gesundheit von Beschäftigten darf niemals kurzsichtigen Wirtschaftlichkeitserwägungen geopfert werden. Wir lehnen Teilkrankschreibungen ebenso entschieden ab wie die Anrechnung von Krankheitstagen auf Urlaubsansprüche. Statt kranke Beschäftigte zur Arbeit zu jagen, oder ihnen den Urlaub zu kürzen, muss das betriebliche Gesundheitsmanagement besser werden. Das bedeutet, dass überall ausreichende Erholungszeiten, die konsequente Durchsetzung der Arbeits- und Gesundheitsschutzvorschriften, ein wertschätzendes Arbeitsklima und verstärkte Gesundheitsförderung gewährleistet sein müssen.
Bereits heute gehen viel zu viele krank zur Arbeit oder arbeiten krank im Homeoffice. Das gefährdet nicht nur die eigene Gesundheit und setzt langfristig die Erwerbsfähigkeit aufs Spiel. Es gefährdet auch die Gesundheit der Kollegen. Dieser gefährliche Trend muss gestoppt werden, damit mehr Beschäftigte gesund bis zur Rente arbeiten können.
Klar ist: Mit älter werdenden Belegschaften, von denen viele später in Rente gehen, gibt es auch mehr Krankheitszeiten. Gute betriebliche Gesundheitsvorsorge, altersgerechte Arbeitsplätze und gute Reha-Maßnahmen können verhindern, dass Kranke noch kränker oder ihre Erkrankungen chronisch werden.
Teilkrankschreibungen würden zudem viele Fragen und hohe Risiken bei Arbeitsschutz und Arbeitsrecht aufwerfen: Wie wäre sicherzustellen, welche Arbeiten Teilkrankgeschriebene überhaupt ausführen dürfen? Welche Maschinen oder Geräte können krank gefahrlos bedient werden? Wie wird mangelhafte Arbeitsleistung bei einer Teilkrankschreibung behandelt? Und wie wirkt sich eine Teilkrankschreibung auf die Lohnfortzahlung aus?
Wir warnen den Gesetzgeber vor unbedachten Schnellschüssen. Die Gesundheit der Beschäftigten ist ein hohes Gut und Arbeitszeitplätze dürfen nicht zum Versuchslabor werden."