In der Mitte aufgeschlagenes Beamtenmagazin mit einem Artikel mit Bild auf dem eine Frau am einem Laptop sitzt.

Lexikon der Vielfalt

Wissen heißt verstehen! In unserem Lexikon der Vielfalt findest du alles, was du wissen musst.

Was bedeutet Vielfalt?

Du für mich. Ich für dich. Wir sind verschieden, aber gleich an Würde, Rechten und Pflichten.

Wir sind Vielfalt.

  • Gleichwertig in aller Unterschiedlichkeit: Kein Mensch ist wie der andere – und doch sind wir alle frei und gleich an Würde und Rechten. Jeder Mensch verdient Wertschätzung und Respekt, denn genau in unserem Reichtum an Eigenschaften, Talenten und Kompetenzen liegt der Schlüssel für unsere Zukunft.
  • Demokratie: Vielfalt ist die Grundlage für das Leben in einer Gesellschaft, in der alle Bürger*innen die gleichen Rechte wie auch Pflichten haben.
  • Chancen und Freiheit: Vielfalt heißt, dass allen Entwicklungsmöglichkeiten, Perspektiven und verschiedenartige Pfade offenstehen, um ihre Persönlichkeit zu entfalten und ihr Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten.

Was bedeutet Freiheit?

  • Frei sein von etwas: unabhängig sein, nicht unter Zwang stehen oder unterdrückt werden.
  • Frei sein für etwas: einer Bestimmung folgen und selbst entscheiden können, Dinge zu tun oder zu lassen, und dafür auch Verantwortung übernehmen.

Grundgesetz, Artikel 2: Allgemeine Handlungsfreiheit

(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.

 

(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.

Und was ist Diskriminierung?

Vorurteile – also herabsetzende Einstellungen gegenüber anderen Gruppen oder ihren Mitgliedern – haben wir alle. Sie sind nicht schön, aber menschlich und zu einem gewissen Grad unvermeidbar, weil alle frei sind, zu denken und fühlen, was sie wollen. Die persönliche Freiheit endet dort, wo durch Vorurteile andere benachteiligt werden. Diskriminierung, die Menschen Rechte entzieht oder sie schlechter behandelt, ist inakzeptabel und gesetzlich verboten.

Mehrdimensionale Diskriminierung/Mehrfachdiskriminierung
  • Diskriminierung aufgrund mehrerer Dimensionen, die sich gegenseitig verstärken.
  • Beispiel: Eine Frau mit Behinderung hat bei der Bewerbung um eine neue Anstellung aufgrund ihrer Behinderung erstens strukturell schlechtere Zugangschancen am Arbeitsmarkt und unterliegt als Frau zweitens dem mittelbaren Diskriminierungsrisiko einer schlechteren Bezahlung als Männer in der neuen Anstellung. Beide Formen der Diskriminierung sind hierbei getrennt voneinander benennbar und analysierbar.
Direkte und indirekte Diskriminierung
  • Direkte Diskriminierung: Eine Regelung oder Maßnahme sieht explizit eine diskriminierende Ungleichbehandlung vor.
  • Beispiel: “Wir stellen niemanden über 50 Jahre ein.”
  • Indirekte Diskriminierung: Eine Regelung oder Maßnahme ist zwar neutral formuliert und enthält keine offensichtliche Benachteiligung, doch in der Praxis kommt es regelmäßig zur Diskriminierung bestimmter Gruppen.
  • Beispiel: Eine Stellenausschreibung verlangt perfektes Deutsch, obwohl die Arbeit keine fortgeschrittenen Sprachkenntnisse erfordert. Dies könnte Menschen mit Migrationsgeschichte oder Personen aus sprachlichen Minderheiten benachteiligen. 
Intersektionale Diskriminierung/Intersektionalität
  • Diskriminierung, die erst durch das Zusammenwirken mehrerer Dimensionen entsteht.
  • Beispiel: Rassistische Einlasskontrollen bei Diskotheken, die überwiegend junge Männer betreffen, die als migrantisch wahrgenommen werden. Hier wirken junges Alter, männliches Geschlecht und ethnische Herkunft der Betroffenen zusammen. Sie werden an der Clubtür abgewiesen, weil bei ihnen drei Dimensionen zusammenkommen.
Strukturelle und institutionelle Diskriminierung
  • Strukturelle Diskriminierung: Systematische Benachteiligung und Ungleichbehandlung von Personen durch die tief verwurzelten Werte und Normen, die in den sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Strukturen einer Gesellschaft bestehen.
  • Beispiel „struktureller Sexismus“: Über Jahrhunderte haben sich „männlich“, „weiblich“ und „heterosexuell“ als vermeintlich allein zulässige Verhaltensregel verfestigt. Bestehende gesellschaftliche Strukturen sind darauf ausgerichtet und werden unzureichend hinterfragt. Wer von dieser Norm abweicht, erlebt Abwertung, Ausgrenzung und Benachteiligung.
  • Institutionelle Diskriminierung: Die internen Regeln, Gewohnheiten und Abläufe einer Institution benachteiligen regelmäßig bestimmte Personengruppen.
  • Beispiel „Racial Profiling“: Polizei- und Sicherheitsbehörden führen Personenkontrollen ohne konkreten Verdachtsfall durch, sondern nur auf Grundlage äußerer ethnischer Merkmale.

Noch nicht am Ziel

Deutschland bietet mit seiner Gesetzgebung bereits gute Ansätze, um die Vielfalt in unserer Gesellschaft zu schützen. Leider zeigen die aktuellen Entwicklungen, dass diese Errungenschaften nicht selbstverständlich sind und weiter gestärkt werden müssen.

Der Arbeitsplatz: Häufigster Ort von Diskriminierung 

Fast ein Drittel aller gemeldeten Diskriminierungsfälle ereignet sich am Arbeitsplatz. Betroffene berichten von Belästigungen, Beleidigungen, Mobbing oder Ausgrenzung – oft basierend auf Vorurteilen und Stereotypen. Besonders belastend ist, dass sie den gleichen Personen immer wieder begegnen und sich die diskriminierenden Situationen dadurch wiederholen können. Arbeitgeber haben die Verantwortung, Diskriminierung konsequent vorzubeugen und ihre Mitarbeitenden zu schützen. Klare Betriebs- und Dienstvereinbarungen, Schulungen sowie betriebliche Beschwerdestellen sind wichtige Maßnahmen, um ein respektvolles und diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld zu schaffen.

Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes verzeichnete 2023 einen Rekord bei Beratungsanfragen:

Gewalt am Arbeitsplatz

Wo Menschen zusammenarbeiten, gibt es Meinungsverschiedenheiten – das ist normal, auch am Arbeitsplatz vor. Doch wo liegt die Grenze zwischen normalen Meinungsverschiedenheiten und Mobbing? Und was ist, wenn der*die Vorgesetzte laut wird? Darf mein*e Chef*in mich anschreien? Muss ich mir das gefallen lassen? Und was kann ich dagegen tun? In unserem Ratgeber beantworten wir alles rund um das Thema.

Lebensalter

Mal zu jung, dann wieder zu alt, um gleichberechtigt ernst genommen zu werden. Aber wie lange dauert dieses “jung” – und ab wann ist man “alt”?! 

30 %
der 16- bis 24-Jährigen berichten, "häufig" aufgrund des Alters "ignoriert oder nicht ernst genommen" worden zu sein
51 %
der Deutschen schätzen Diskriminierung von Menschen aufgrund höheren Alters als "eher" oder "sehr ernst" ein.

Benachteiligung wegen des fortgeschrittenen Alters kann alle Lebensbereiche betreffen: Wohnen, Infrastruktur/Mobilität, Bildung/Kultur, Finanzen, Digitalisierung, Pflege/Gesundheit. Nicht auskömmliche Renten (unzureichende Alterssicherung, Doppelbesteuerung) bedeuten für viele Altersarmut, die wiederum zu mangelnden Teilhabemöglichkeiten, Rückzug, Vereinsamung, gesundheitlichen Beschwerden führt.

Mangelnde Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse älterer Menschen schränkt ihre gesellschaftliche Teilhabe und demokratische Mitbestimmung ein.

 

Diskriminierung wegen des Lebensalters vollzieht sich in 3 Stufen

  1. Sie beginnt mit unbegründeten Vorurteilen gegenüber bestimmten Altersgruppen, zum Beispiel mit dem Zweifel an den Fähigkeiten älterer Mitmenschen und ihrer Betrachtung als Bürde – auch wenn die entsprechende Erfahrung gar nicht gemacht wurde.
  2. Daraus entstehen klischeehafte, immer wiederkehrende Zuschreibungen, mit denen eine Gruppe charakterisiert wird oder die sie für sich selbst annimmt. Diese meist negativen Zuschreibungen beeinträchtigen das Leben und die Teilhabe der Betroffenen: Sie werden beispielsweise als „nicht mehr oder noch nicht leistungsfähig bzw. nicht reif genug“ wahr- genommen oder dargestellt, was altersdiskriminierendes Verhalten begünstigt und scheinbar rechtfertigt.
  3. Zuletzt kommt es so zur nachweislichen Benachteiligung. Die Folgen können vielfältig sein: geringere Möglichkeiten bei der Einstellung, beruflichen Weiterbildung oder beim Aufstieg, Gehaltsunterschiede, Befristung, Zuteilung weniger anspruchsvoller Aufgaben. Strukturelle Altersdiskriminierung zeigt sich zum Beispiel in der Verweigerung von Dienstleistungen, bei der Kandidatur für Ämter oder in mangelnden Mitsprache- und Wahlmöglichkeiten für junge Menschen.
Eine ältere Frau in grüner Bluse blicket eine älteren Mann an.

Senior*innenpolitik

Ältere Menschen sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft. Wir als Gewerkschaft mischen uns ein für ein gutes Leben im Alter.

Politikfeld

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Behinderung

… definiert sich als körperliche, seelische oder geistige Sinnesbeeinträchtigung, die in Wechselwirkung mit einstellungs- und umweltbedingten Barrieren die gleichberechtigte Teilhabe an der Gesellschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate hindern kann. Behindert ist man nicht, behindert wird man.

3 %
der Betroffenen haben eine angeborene Behinderung
97 %
haben ihre Behinderung im Laufe des Lebens durch Krankheit oder Unfall erworben

Behinderung in der Arbeitswelt 

Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten sind laut Sozialgesetzbuch verpflichtet, mindestens 5 Prozent ihrer Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen. Ein Viertel dieser Unternehmen stellt überhaupt keine Menschen mit Behinderung ein!

In Deutschland gibt es über 10 Millionen Menschen mit anerkannter Behinderung. Die wahre Zahl dürfte jedoch deutlich höher sein, denn viele lassen ihre Behinderung nicht behördlich anerkennen.

Formen von Abwertung und Diskriminierung

  • Häufig kommt es zu Ausgrenzung: Sie beginnt in der Kita und setzt sich auf dem Arbeitsmarkt fort, weil man die Schaffung von Rahmenbedingungen für alle scheut.
  • Ungenügende Barrierefreiheit (baulich, digital, medial und gesellschaftlich) in Deutschland – oft entstehen so erst die wahren “Behinderungen”.
  • Vorurteil, das Leben mit Behinderung sei weniger lebenswert.
  • Die Verwendung des Begriffs “behindert” als Schimpfwort.

Ratgeber Job und Behinderung

Welche Rechte hat man als Schwerbehinderte*r im Betrieb? Muss man Nachteile befürchten? Und was kann man tun, wenn man aufgrund der Behinderung im Job benachteiligt wurde? Unser Ratgeber klärt auf.

Herkunft und nationale Zugehörigkeit

  • Sich zu einer ethnischen Gruppe zugehörig zu fühlen bedeutet, sich auf eine gemeinsame Abstammung, Herkunft, Geschichte, Kultur, gemeinsame Sitten und Gebräuche sowie ein gemeinsames Siedlungsgebiet zu beziehen. Ausschlaggebend für eine ethnische Herkunft sind die Selbstwahrnehmung und Identifikation, dieser Gemeinschaft anzugehören.
  • Staatsangehörigkeit bezeichnet die staatsbürgerschaftliche Zugehörigkeit einer Person zu einem bestimmten Nationalstaat. Die Staatsangehörigkeit kommt entweder zustande durch Abstammung, das Land der Geburt oder durch eine rechtliche Anerkennung. 

Rassismus

  • Abwertung von Menschen aufgrund ihres Äußeren, ihres Namens, ihrer (vermeintlichen) Kultur, Herkunft oder ihrer religiösen Zugehörigkeit.
  • Unterscheidung in “Wir” und die “Anderen” (die weniger wert sind).
  • Annahme, Menschen ließen sich in Rassen einteilen, wobei die eine der anderen über- bzw. unterlegen sei.
  • Wissenschaftlicher Konsens: Es existieren keine menschlichen Rassen.
  • Rassistische Haltungen basieren auf der falschen Vorstellung, anderen Menschen überlegen zu sein. Sie versuchen so, ungleiche soziale und ökonomische Lebensverhältnisse, den Ausschluss von ganzen Gruppen oder sogar Gewalt gegen diese zu rechtfertigen. 
Alltäglicher Rassismus

Regelmäßig auftretender Rassismus, der in unterschiedlichsten Formen in allen Lebensbereichen auf zwischenmenschlicher Ebene zum Ausdruck kommt.

Beispiele: Das Wegrücken in der Bahn, klischeehafte Darstellungen in Filmen oder auch die Frage an eine als nicht-deutsch wahrgenommene Person “Warum sprichst du denn so gut Deutsch?”

Geschichte

Rassismus als Ideologie entstand während der Kolonisierung im 16. Jahrhundert, als Menschen vom afrikanischen Kontinent entrechtet und versklavt wurden. In Europa wurden diese Verbrechen damit gerechtfertigt, dass die Menschen dort unterentwickelt und besonders “naturverhaftet” seien. Rassismus legitimierte, warum einige mehr Zugang zu Menschenrechten und Ressourcen haben sollten als andere.

Mikroaggression

“Ihr Asiaten seid alle so zurückhaltend”, „Afrikaner können so gut tanzen“ – oft sind solche Kommentare nicht böse gemeint oder sogar als Kompliment gedacht. Trotzdem verallgemeinern sie, vermitteln ungerechtfertigte Hierarchien und grenzen aus. Wie Mückenstiche. Kaum sichtbar, einzeln auszuhalten, in Summe unerträglich.

Rassistische Diskriminierung und Belästigung

Beleidigungen in der Öffentlichkeit, Vorurteile in Bildung/Schule, Ablehnung bei der Wohnungs- und Arbeitssuche.  Diskriminierungen aufgrund der Religion oder Weltanschauung überlappen sich mitunter mit Rassismus.

Spezifische Formen von Rassismus
  • Rassismus gegen Sinti und Roma (Antiziganismus)
  • Anti-Schwarzer Rassismus
  • Anti-asiatischer Rassismus
  • Anti-muslimischer Rassismus
  • Antisemitismus
  • Feindschaft gegenüber geflüchteten Menschen

Mach' meinen Kumpel nicht an!

Der Verein Mach' meinen Kumpel nicht an! – für Gleichbehandlung, gegen Rassismus e. V., bekannt auch als Kumpelverein oder Gelbe Hand, ist Teil des gewerkschaftlichen Engagements gegen Rassismus und Rechtsextremismus.

Geschlecht

… definiert sich selbstverständlich nicht nur als Mann und Frau. Es gibt mehr als zwei Geschlechter. Wir setzen uns für die Gleichstellung aller Menschen ein, unabhängig von ihrem Geschlecht. Im Folgenden ist dieser Grundsatz immer verankert, wenn wir von “Männern” und “Frauen” schreiben.

Gleiche Rechte für alle

In Deutschland sind Männer und Frauen gleichberechtigt, alle haben das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, niemand darf wegen seines Geschlechts benachteiligt werden? Guter Plan! Dann lasst uns doch endlich damit anfangen!

Gender Pay Gap 2024

Gründe sind schlechter bezahlte Berufe/Branchen, geringfügige Beschäftigung, Erwerbsunterbrechungen, Reduzierung von Arbeitszeiten/Teilzeit, weniger Möglichkeiten zur Weiterbildung und unzureichende Repräsentanz in Führungspositionen. All dies betrifft überwiegend weibliche Beschäftigte. Beim DGB-Projekt “Was verdient die Frau?"erfährst du mehr dazu.

Gender Care Gap 2022

Frauen leisten 44 Prozent mehr unbezahlte Arbeit (Haushalt, Kinder, Pflege Angehöriger, Ehrenamt) als Männer – das sind durchschnittlich 1 Stunde und 19 Minuten mehr unbezahlte Arbeit pro Tag und 9 Stunden mehr pro Woche. 9 Wochenstunden mehr unbezahlte Sorgearbeit machen mehr als einen zusätzlichen “Normalarbeitstag” aus.

Gender Health Gap

Frauen leben im Durchschnitt länger, sind jedoch häufiger von chronischen Krankheiten betroffen. Grund sind soziale, wirtschaftliche und kulturelle Faktoren wie zum Beispiel die Doppelbelastung in Beruf und Familie, Erkenntnislücken bei spezifisch weiblichen Krankheitsbildern und Gesundheitsthemen, die Ausrichtung medizinischer Forschung auf den männlichen Körper sowie die mangelnde Geschlechterperspektive und Differenzierung bei Vorsorge, Diagnose, Therapie, Versorgung und Rehabilitation.

Equal Pay: Lohnlücke endlich schließen!

Von Gleichstellung keine Spur: Auch im Jahr 2025 verdienen Frauen in Deutschland deutlich weniger als Männer. Aktuell liegt der Gender Pay Gap bei im Schnitt 16 Prozent. Das muss sich endlich ändern!

Geld

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Geschlechtsbezogene Diskriminierungsformen

Sexismus

Benachteiligung von Menschen aufgrund ihres Geschlechts. Diese Form der Diskriminierung kann sich gegen alle Geschlechter richten, überproportional betroffen sind jedoch Mädchen und Frauen, trans*, inter* und nicht-binäre Personen.

Strukturelle Benachteiligung aufgrund des Geschlechts

Klischeebeladene geschlechtliche Zuschreibungen münden in Rollenbilder und -erwartungen, die mit Benachteiligungen verbunden sind. Ein Beispiel: Frauen wird zugeschrieben, einfühlsam und fürsorglich zu sein. Deshalb seien sie für die Betreuung und Erziehung von Kindern besser geeignet. Die Gesellschaft erwartet, dass in erster Linie sie sich um diesen Lebensbereich kümmern – anstatt erwerbstätig zu sein – auch wenn das finanzielle und soziale Risiken für sie bedeutet.

Sexuelle Belästigung

Von anzüglichen Bemerkungen bis zur Vergewaltigung. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz setzt voraus, dass die sexuelle Belästigung vorsätzlich erfolgte oder tatsächlich eine Auswirkung hat. Der Europarat geht in der “Istanbul Konvention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt” weiter: Danach liegt sexuelle Belästigung bereits dann vor, wenn sie wahrscheinlich Folgen hat.

Gewalt gegen Frauen

Alle 3 Minuten erlebt eine Frau oder ein Mädchen in Deutschland häusliche Gewalt.

Femizid

Fast jeden Tag wird in Deutschland eine Frau getötet, weil sie eine Frau ist.

Frauen im Deutschen Gewerkschaftsbund

Frauen wollen in Wirtschaft und Gesellschaft, aber auch in der eigenen Organisation gleichberechtigt beteiligt werden. Unsere gewerkschaftliche Frauenpolitik verfolgt dieses Ziel durch Frauenförderung, Geschlechterpolitik und Gleichstellungspolitik.

Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung

Geschlechtsidentität (Gender) 

… bezeichnet das Geschlecht, dem sich Menschen zugehörig fühlen.

cis: Personen, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugeschrieben wurde.
trans*: Personen, bei denen das Identitätsgeschlecht von dem Geschlecht abweicht, das bei Geburt eingetragen wurde. 
nicht-binär/non-binär: Menschen, deren Geschlechtsidentität weder (nur) männlich noch (nur) weiblich ist.

Biologisches Geschlecht

Weiblich, inter*, männlich: Die Zuschreibung erfolgt auf Basis von Merkmalen wie äußeren und inneren Geschlechtsorganen, Chromosomen und Hormonen. Inter* sind Personen, die von Geburt an körperliche Merkmale aufweisen, die nicht eindeutig den medizinisch oder gesellschaftlich definierten Kategorien von männlich oder weiblich zugeordnet werden können.

Geschlechtsausdruck 

… bezeichnet die die Tatsache, dass sich jeder Mensch durch Kleidung, Frisur, Gestik, Verhalten, Berufswahl, Hobbies, Freundeskreis und viele andere Dinge für Dritte mehr oder weniger “weiblich”, “männlich” oder auch “neutral” darstellt. Der Geschlechtsausdruck hat allerdings nichts mit der Geschlechtsidentität der betreffenden Person zu tun.

Begehren/sexuelle Orientierungen 

… beschreibt, zu welchem Geschlecht oder welchen Geschlechtern sich eine Person emotional, romantisch oder sexuell hingezogen fühlt. Sie ist ein individueller Bestandteil der Persönlichkeit. Zu den verschiedenen sexuellen Orientierungen zählen unter anderem Homosexualität, Bisexualität, Asexualität und Heterosexualität.

17. Mai: IDAHOBIT

Der International Day Against Homophobia, Biphobia, Interphobia and Transphobia setzt weltweit ein Zeichen gegen die Diskriminierung von LSBTIQ*-Personen und fordert Gleich-berechtigung sowie gesellschaftliche Akzeptanz.

Mehr als die Hälfte der queeren Beschäftigten erlebt am Arbeitsplatz Diskriminierung. Besonders betroffen sind dabei trans* Personen, von denen 87 % Diskriminierung erleben.

1990
erst wird Homosexualität nicht mehr als Krankheit eingestuft.
1994
erst wird Homosexualität als Straftatbestand aufgehoben (§ 175 StGB)
2022
erst gilt Trans* in Deutschland nicht mehr als Geschlechtsidentitätsstörung
2024
wurden nur 10 % aller queerfeindlichen Vorfälle der Polizei gemeldet

Religion und Weltanschauung – was ist was?

  • Weltanschauung: Wie jemand die Welt versteht und sie sich erklärt. Weltanschauungen können naturwissenschaftlich geprägt sein (alles lässt sich wissenschaftlich erklären), durch eine Religion oder auch dadurch, wie sich die Person die Gesellschaft und Politik wünscht.
  • Religion: Ein System von Glaubensvorstellungen, Werten und Praktiken, das sich mit Fragen nach dem Sinn des Lebens, der Existenz höherer Mächte oder einer spirituellen Ordnung befasst. Sie kann in Form von Gemeinschaften, Ritualen und heiligen Schriften organisiert sein. Religionen prägen Kulturen, Weltanschauungen und ethische Normen auf unterschiedliche Weise.

Und was glaubst du so? Richtig, das ist Privatsache und geht niemanden was an. Glauben und glauben lassen. 

Religionsfreiheit

Art. 4 GG schützt die Freiheit, an das zu glauben, was man möchte. Jeder Mensch hat das Recht, seine Religion oder seine Weltanschauung selbst zu wählen, zu ändern oder aus einer Religionsgemeinschaft auszutreten. Kein Mensch darf wegen seiner religiösen Überzeugung Vor- oder Nachteile haben.

Politische Anschauung

  • Eine lebendige Demokratie muss unterschiedliche Meinungen aushalten können – auch wenn sie unbequem sind. Sie lebt vom Streit, aber vom fairen, und wird durch Widerspruch nicht geschwächt, sondern gestärkt. Meinungsfreiheit endet nicht dort, wo es unangenehm wird, sondern sie ist ein Grundpfeiler des demokratischen Miteinanders. Eine Vielfalt von Ansichten ist kein Problem, sondern eine Stärke, solange Respekt und Sachlichkeit den Diskurs bestimmen.
  • Hass, Hetze, Beleidigungen und Lügen sind keine Meinung! Wer andere herabwürdigt oder Falschinformationen verbreitet, spaltet die Gesellschaft und gefährdet unsere Demokratie. Kritik und Widerspruch sind essenziell, doch sie müssen respektvoll bleiben – denn Freiheit bedeutet auch Verantwortung.
  • Wo Worte zu Waffen werden, endet die Freiheit des Einzelnen und beginnt die Verantwortung für das Gemeinwohl. Politisch motivierte Gewalt bedroht unsere Demokratie – und die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die mit Abstand meisten Straftaten, Gewalttaten und Gewaltopfer gehen auf das Konto rechtsextremistischer Taten.

Meinungsfreiheit laut Art. 5 Grundgesetz


(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

 

(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre. […]

Gewerkschaften für Demokratie

Für uns Gewerkschaften ist Demokratie das Fundament von Arbeit, Wirtschaft und Zusammenleben. “Bürger, nicht Untertan” wolle man sein – so lautet ein berühmtes Zitat von Hans Böckler, dem ersten Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Das gilt natürlich für alle Bürger*innen.

Soziale Herkunft

Kein Haus, kein Auto, kein Swimmingpool. Na und?! Das sagt nichts über die Person oder ihr Potenzial aus. Aber es sagt etwas über die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft aus, wenn wir Menschen – und ihre Fähigkeiten – leichtfertig ignorieren.

Was bedeutet “soziale Herkunft”?

“Soziale Herkunft” umfasst alle materiellen und immateriellen Umstände, die das Aufwachsen begleiten: die berufliche und wirtschaftliche Lage der Eltern, ihr Bildungsniveau, die Wohnsituation sowie bestehende oder eben nicht bestehende Möglichkeiten zur Bildung und Förderung. All das hat Auswirkungen auf das weitere Leben: Weltanschauungen, eigenes Bildungsniveau/Beruf, Gesundheit, soziales Netz.

Was ist Klassismus?

Klassismus bezeichnet die Abwertung und Benachteiligung von Menschen aufgrund ihrer sozialen Herkunft oder ihres gesellschaftlichen Status. Im Ergebnis führt das zu Chancenungerechtigkeit, sprich zu sehr unterschiedlichen Entwicklungsmöglichkeiten und unterschiedlicher Wertschätzung. Das ist Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft. Besonders betroffen sind arme und einkommensschwache Menschen, da so ihre gesellschaftliche Teilhabe stark eingeschränkt wird.

Beispiele:

  • Herabwürdigung von Arbeiter*innen, Armen, Arbeitslosen und Obdachlosen
  • Verwendung von “Asi” oder “asozial” als Schimpfwort
  • Aussagen wie "Sind sie doch selbst schuld" oder “Die sind doch nur zu faul”
  • Im Bildungsbereich sind Diskriminierungen in Bezug auf die sozioökonomische Lage überdurchschnittlich häufig: Verteilung von Kita-, Schul-, oder Studienplätzen, schlechtere Benotung, abwertende Äußerungen, Mobbing ("Du trägst ja nur alte Klamotten")

 

Klassismus in Zahlen

Die Wahrscheinlichkeit ein Gymnasium zu besuchen ist abhängig vom Bildungsabschluss der Eltern. Diese Kluft wird noch größer, wenn Faktoren wie alleinerziehend und Migrationshintergrund hinzukommen:

28,2 %
wenn beide Eltern kein Abitur haben
75,3 %
wenn beide Eltern Abitur haben

Sozialer Aufstieg – und damit die Chance auf ein freies, selbstbestimmtes Leben für alle – bleibt in Deutschland eine große Herausforderung. Geld ist genug da – es muss nur gerechter verteilt werden:

5 %
der Bevölkerung besitzen fast die Hälfte des Nettovermögens in Deutschland