Der aktuelle DGB Personalreport nimmt zwei zentrale Bausteine unseres Bildungssystems in den Blick: Kitas und Ganztagsschulen. Beide Bereiche wachsen. Und in beiden Bereichen ist die Personaldecke teilweise so löchrig, dass die Belastung für die Beschäftigen massiv gestiegen ist. Einen besonderen Blick wirft der Report außerdem auf die Zunahme der Teilzeitbeschäftigung im öffentlichen Dienst.
Im öffentlichen Dienst arbeiten 5,27 Millionen Beschäftigte. Auch 2023 nahm der Personalbestand zu, allerdings verlangsamte sich der der Zuwachs. 64.000 Beschäftigte mehr als im Vorjahr meldete das Statistische Bundesamt . Ein knappes Fünftel des Personalzuwachses (18 Prozent) ging dabei allein auf das Konto der kommunalen Kindertagesstätten (plus 11.520).
Teilzeitquote im öffentlichen Dienst nach Aufgabenbereich
Wenig Teilzeit bei Männern
Im öffentlichen Dienst, das zeigt eine Sonderauswertung im Report, ist die Teilzeitquote noch höher als in der Privatwirtschaft. Im Jahr 1991 lag sie bei knapp 16 Prozent, bis zum Jahr 2023 wuchs sie auf 35,1 Prozent (inklusive Altersteilzeit). Im öffentlichen Dienst gibt es also mehr als 1,8 Millionen Teilzeitbeschäftigte. Teilzeit ist dabei vorrangig weiblich. Im Juni 2023 arbeiteten insgesamt 49,2 Prozent aller Frauen im öffentlichen Dienst in Teilzeit, aber nur 12,9 Prozent der Männer.
Die Gründe für Teilzeitarbeit sind vielfältig. Angeführt wird der Wunsch nach mehr Familien- und Freizeit, aber auch Fürsorgepflichten oder ein Arbeitgeber, der nur Teilzeitstellen bietet. Außerdem auffällig: Gerade der Personalmangel und die hohe Arbeitsbelastung treibt viele Beschäftigte in die Teilzeit, insbesondere in den Engpassberufen in den Bereich Pflege, Kita und Schule.
Vor Ort nachgefragt
In den Räumen des Personalrats der Stadt Mainz erklären Claudia Bidenkapp und Ingo Mohrholz im Interview, was das konkret bedeutet. Beide kennen den Arbeitsalltag an städtischen Kitas in Mainz schon lange und beobachten, dass der Druck in den Einrichtungen massiv angestiegen ist. Heute sei kaum noch eine Neueinstellung in Vollzeit. Die Belastung sei dabei ein entscheidender Faktor – weil Personal fehlt. Ein Teufelskreis aus Personalmangel und Überlastung, der durchbrochen werden muss.
Der Personalreport zeigt aber auch, dass die Gründe für Teilzeitbeschäftigung sehr vielfältig sind. Das erklärt im Personalreport Marian Diezel am Beispiel von Ganztagsschulen. Er ist in der GEW aktiv und arbeitet als Hortkoordinator in einer Grundschule. Ein großes Thema für die Erzieher*innen sei die erzwungene Teilzeit, also die Beschäftigung am Nachmittag mit einer halben Stelle. Personalrat und Gewerkschaft hätten aber erreicht, dass Erzieher*innen mittlerweile zumindest 80-Prozent-Stellen angeboten werden.
Gute Arbeit (auch) in der Frühen Bildung
Zu viel Druck oder zu wenig Kapazitäten, beides kann in der Frühen Bildung zu Lasten der Qualität gehen. Insbesondere verbesserte Betreuungsschlüssel und verlässliche Regelungen für Vor-, Nach- und Kooperationszeiten stehen für gute Rahmen- und Arbeitsbedingungen in Kita und Ganztagsschule, erklären die Expert*innen aus Kita und Ganztagsschule gegenüber dem DGB Personalreport.
Bei all diesen Fragen sind die personellen Ressourcen entscheidend. Und oft sind sie viel zu knapp bemessen. "Der Ausbau der Frühen Bildung darf nicht zu Lasten der Zufriedenheit und der Gesundheit der Beschäftigten gehen. Und hier sehen wir deutliche Alarmsignale, dass die Belastung an vielen Orten momentan zu hoch ist. Das führt zu Frustration, langwierigen Erkrankungen und oft zum Verlassen des Arbeitsfeldes“, kommentiert DGB-Vize Elke Hannack den Report. Denn Fachkräftesicherung gelinge nur mit guten Arbeitsbedingungen, und das nicht nur in Kitas und Ganztagsschulen. Zufriedene Beschäftigte sind die beste Werbung für öffentliche Arbeitgeber und Dienstherrn, um neue Kolleg*innen gewinnen zu können.
DGB Personalreport 2024: Beschäftigungsentwicklung im öffentlichen Dienst
Aus dem Inhalt
- Warum Teilzeit? (Heftschwerpunkt)
- Kitas vor dem Kollaps
- Das Personal für die Ganztagsschule
- Der öffentliche Dienst im europäischen Vergleich
- Prekäre Beschäftigung im öffentlichen Dienst
- Altersstruktur der Beschäftigten
- Forderungen der Gewerkschaften
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