Anlässlich des Equal Pay Days ein Statement von Elke Hannack, stellvertretende DGB-Vorsitzende:
„Auch wenn in Deutschland die rechtliche Gleichstellung auf dem Papier längst erreicht ist, die faktische Gleichstellung ist noch lange nicht in Sicht. Frauen bekommen im Schnitt 16 Prozent weniger Gehalt, sie leisten den Großteil der unbezahlten Sorgearbeit, erledigen die Hausarbeit, kümmern sich um Kinder und Pflegebedürftige. Viele arbeiten deshalb Teilzeit, nehmen geringere Aufstiegsmöglichkeiten sowie Gehaltseinbußen in Kauf und haben dann im Lebensverlauf weder genug Geld für eine eigenständige Existenzsicherung, noch für eine auskömmliche Rente.
Um dies zu ändern, steht auch die neue Bundesregierung in der Pflicht. Auch in Krisenzeiten muss Gleichstellung Priorität haben – sie ist im Grundgesetz festgeschrieben und ein wichtiger Beitrag zur Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Über fünfzig Prozent der Bevölkerung hierzulande sind Frauen, aber im neuen Bundestag werden nicht einmal mehr ein Drittel der Abgeordneten weiblich sein. Damit ist es leider auch unwahrscheinlicher geworden, dass Gesetzesvorhaben darauf abgeklopft werden, welche Wirkung sie für Frauen hätten. Umso wichtiger ist es, jetzt konsequent einen Gleichstellungs-Check für sämtliche Gesetzesvorhaben anzuwenden. Durch eine ressortübergreifenden Gleichstellungsstrategie müssen alle Politikbereiche – unabhängig von der jeweiligen Ressortverantwortung – koordiniert die Selbstbestimmung von Frauen und Männern voranbringen. Auch in der Haushalts- und Investitionspolitik sollten sämtliche Maßnahmen auf ihren Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter hin überprüft und gegenläufige Effekte vermieden werden.
Die künftige Bundesregierung muss entschlossener handeln, um die hartnäckigen Ungerechtigkeiten im Alltag von Frauen endlich zu überwinden: Investieren Sie in Gleichstellung! Wir brauchen mehr Geld im System, um flächendeckend eine verlässliche Betreuung von Kindern bis ins Grundschulaltern und für Pflegebedürftige zu ermöglichen. Wer mehr Frauen in die Erwerbsarbeit holen will, muss an diesem Punkt ansetzen – das ist eine wichtige Grundvoraussetzung, damit die Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen gerechter verteilt werden kann. Benachteiligende Strukturen müssen endlich abgebaut werden.
Wir fordern:
- bessere Ausbildungs-, Arbeits- und Aufstiegsbedingungen in frauendominierten (personennahen) Dienstleistungsberufen. Insbesondere in diesen Branchen sollte die Tarifbindung gestärkt werden.
- die EU-Entgelttransparenzrichtlinie vollständig in nationales Recht umzusetzen, um Lohndiskriminierungen offenzulegen und wirksame Prüfverfahren zu etablieren. Wir brauchen wirksame Rahmenbedingungen für die gerechte Entlohnung von Frauen, um ihnen eine eigenständige Existenzsicherung zu ermöglichen.
- den flächendeckenden und bedarfsgerechten Ausbau der Kinderbetreuung. Der ab 2026 geltende Rechtsanspruch auf Betreuung für Kinder im Grundschulalter sollte mit höchster Priorität umgesetzt werden.
- eine bezahlte, zehntägige Freistellung für Väter und zweite Elternteile nach der Geburt eines Kindes,
- die Aufstockung der Zahl der individuellen, nicht übertragbaren Elterngeldmonate. Sowohl der Mindest- als auch den Höchstbetrag des Elterngeldes sollte erhöht werden. Diese Maßnahmen müssen unbedingt auch Alleinerziehenden zugutekommen.
- Zur finanziellen Kompensation pflegebedingter Arbeitszeitreduzierungen fordern wir eine steuerfinanzierte Lohnersatzleistung. Professionelle Unterstützungs- und Entlastungsangebote für pflegende Angehörige sollten ausgebaut werden (inklusive medizinisch-pflegerische Leistungen der Tages-, Nacht- und Wochenendbetreuung sowie Unterstützung im Haushalt und Bereitschaftsdienste).
- Familien und pflegende Erwerbstätige sollten durch die Förderung haushaltsnaher Dienstleistungen in Form von Zuschüssen so entlastet werden, dass auch Geringverdiener*innen und Alleinerziehende davon profitieren können."
Der Equal Pay Day, der 2025 auf den 7. März fällt, macht auf die Lohnungleichheit aufmerksam. Frauen müssen bis weit ins neue Jahr hinein arbeiten, um das Vorjahresgehalt ihrer männlichen Kollegen zu erreichen. Der DGB nutzt diesen Tag, um für gleiche Bezahlung, gute Arbeit in frauendominierten Berufen, mehr Frauen in Führungspositionen und eine gerechtere Verteilung von unbezahlter Sorge- und bezahlter Erwerbsarbeit zu kämpfen.