Trotz vielfältigen Krisen und allen wirtschaftlichen Schwierigkeiten: Das weltweite Privatvermögen wuchs 2023 wieder kräftig und machte Verluste aus dem Jahr 2022 wett. Zu diesem Ergebnis kommen eine Studie der Schweizer Großbank UBS sowie ein Report der Boston Consulting Group. Dabei wurden auch die Zuwachsraten unterschiedlicher Vermögensarten, wie etwa Finanz- und Realvermögen, aber auch die Verteilung nach Regionen untersucht.
2023 kletterte das globale Nettovermögen (Vermögen abzüglich Schulden) um 4,3 Prozent auf insgesamt 477 Billionen Euro. Die Finanzvermögen legten dabei im Vergleich zu anderen Vermögensarten am stärksten zu. Sie stiegen um 6,9 Prozent.
Nordamerika verzeichnete dabei den höchsten Vermögenszuwachs. Dort wird etwa doppelt so viel Vermögen in Finanzanlagen wie Aktien oder Anleihen gehalten als in Sachanlagen, wie etwa Immobilien. Das Durchschnittsvermögen in den USA beläuft sich auf rund 564.000 Dollar. In Deutschland beträgt das durchschnittliche Privatvermögen, auch wegen eines anderen Systems der Altersvorsorge, ca. 265.000 Euro. Die Durchschnittswerte bei den Erbschaften klaffen ebenfalls auseinander. Im Durchschnitt erhalten Erben in den USA 1,2 Millionen Dollar, wohingegen es in Europa ca. 300.000 Dollar sind.
Einzelne Superreiche verzerren diese Werte allerdings stark nach oben: Statistiken der Deutschen Bundesbank zeigen, dass rund 50 Prozent aller in Deutschland lebenden Menschen kein nennenswertes Vermögen besitzen oder sogar verschuldet sind. Das vermögendste oberste Prozent besitzt Schätzungen zufolge mehr Vermögen als 87 Prozent der erwachsenen Bevölkerung zusammen. Die ungleiche Vermögensverteilung trägt auch zu ungleichen Chancen und Möglichkeiten bei.
Diese Ungleichverteilung wird durch zahlreiche Ausnahmeregelungen bei der Erbschaftsteuer, insbesondere für Betriebsvermögen, weiter verschärft. Dadurch werden große Erbschaften zum Teil gar nicht, in der Regel aber deutlich niedriger besteuert als Erbschaften, die leicht über den Freibetragsgrenzen liegen.
Laut einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes von dieser Woche stieg das geerbte bzw. geschenkte Vermögen im Jahr 2023 um 19,8 Prozent und erreichte dabei einen neuen Höchstwert. Gleichzeitig stieg die festgesetzte erhobene Erbschaft- und Schenkungssteuer lediglich um 3,9 Prozent. Diese Ungleichentwicklung wurde maßgeblich durch die Privilegien für hohe Betriebsvermögen verursacht.
Die Steuerfreiheit von vererbtem Unternehmervermögen wird mit dem angeblichen Erhalt von Arbeitsplätzen begründet. Das ist vorgeschoben, um die Verschonung der Reichsten im Lande zu rechtfertigen. Wer Arbeitsplätze sichern will, muss vor allem Länder und Kommunen befähigen, in die öffentliche Infrastruktur zu investieren und den wirtschaftlichen Strukturwandel zu begleiten. Genau dafür brauchen die Länder die Einnahmen aus einer gerecht gestalteten Erbschaftsteuer.
Die Aussetzung der Vermögensteuer im Jahr 1997 trägt ebenfalls zur Ungleichheit in Deutschland bei. Es ist höchste Zeit für eine gerechte Erbschaft- und Vermögensteuer, um Deutschland gerechter und zukunftsfähiger zu machen.