Mit Steuergerechtigkeit Demokratie und Zusammenhalt stärken

Wie der Staat Beschäftigte und Familien entlasten kann

Unser DGB-Steuerkonzept

95 Prozent der Beschäftigten entlasten, die reichsten 5 Prozent belasten: Das geht mit unserem Steuerkonzept. Wir wollen ein gerechteres Steuersystem, in dem große Vermögen ihren Beitrag leisten und der Staat mehr Geld für Zukunftsinvestitionen hat.

Kurz erklärt: das DGB-Steuerkonzept

  • Das deutsche Steuersystem ist ungerecht. Über alle Steuerarten hinweg zahlen Personen, die über viel Geld verfügen, im Verhältnis weniger in die öffentlichen Kassen als Menschen mit mittleren und kleinen Einkommen. Das wollen wir ändern. 
  • Unser Steuerkonzept sieht deshalb eine Vermögensteuer vor. Sie würde große Vermögen ab 1 Million Euro wieder stärker in die Verantwortung nehmen. Durch eine Reform der Einkommensteuer würden gleichzeitig 95 Prozent der Steuerzahler*innen entlastet. Nur die 5 Prozent der am besten Verdienenden müssten mehr zahlen. 
  • Das Steuersystem ist ein wichtiger Bestandteil für eine gerechte Gesellschaft. Denn hohe Ungleichheit gefährdet den sozialen Zusammenhalt. Deshalb umfasst das DGB-Steuerkonzept viele weitere Vorschläge — etwa für Kinder und Familien, für die Gleichstellung von Frau und Mann, für Ältere, für Pendler*innen, Städte und Kommunen oder für eine effektive Steuerverwaltung.

Das Steuersystem in Deutschland

Im deutschen Steuersystem besteht ein großes Ungleichgewicht: Es orientiert sich nicht ausreichend an der finanziellen Leistungsfähigkeit der Steuerzahler*innen. Stattdessen begünstigt es hohe Einkommen, Unternehmensgewinne und große Vermögen. Gemessen an ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit zahlen jene, die über viel Geld verfügen, weniger in die öffentlichen Kassen als Haushalte mit mittleren und kleinen Einkommen. 

Das hat auch zur Folge, das Vermögen in Deutschland sehr ungleich verteilt ist, auch im internationalen Vergleich. So besitzt das reichste 1 Prozent rund ein Drittel des Gesamtvermögens, die untere Hälfte gerade einmal 2,9 Prozent (siehe Grafik).

Hohe Ungleichheit ist nicht nur eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Statt Investitionen in die Realwirtschaft befördert sie auch Finanzspekulationen und schadet so einer nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung. Dabei ist klar: Eine hohe Vermögensungleichheit und zunehmende Vermögenskonzentration sind keine Naturgesetze. Es gibt eine Vielzahl an Stellschrauben, an denen gedreht werden kann, um mehr Gerechtigkeit zu schaffen. Zentral dafür ist ein gerechteres Steuersystem.

Wir wollen ein Steuersystem, in dem Lasten fair verteilt werden. Gleichzeitig muss der Staat ausreichend Steuereinnahmen erhalten, um in unsere Zukunft zu investieren. Denn es braucht öffentliche Investitionen an allen Ecken und Enden: mehr Personal in den Gesundheitsämtern, Krankenhäusern, der Pflegebranche und dem Bildungswesen, eine bessere Ausstattung von Schulen, die Unterstützung der Wirtschaft bei der Bewältigung der Transformation

Klar ist: Von diesen Investitionen profitieren alle. Doch wie können sie gerecht aus Steuergeldern finanziert werden? Zu diesem Zweck haben wir ein eigenes steuerpolitisches Konzept entwickelt – das DGB-Steuerkonzept.

Das DGB-Steuerkonzept

Im Mittelpunkt steht eine Reform der Lohn- und Einkommensteuer, um die Steuerzahler*innen angemessen und nach ihrer finanziellen Leistungsfähigkeit zu beteiligen. Nach unseren Plänen müssten 95 Prozent der Steuerpflichtigen weniger zahlen und nur Spitzenverdiener*innen mehr. Daneben enthält das Steuerkonzept Vorschläge für die Reform weiterer Steuerarten und für die Finanzverwaltung. Dadurch wird die Einnahmebasis von Bund, Ländern und Gemeinden gestärkt, insgesamt um rund 60 Milliarden Euro. So gewinnt die öffentliche Hand mehr Handlungsspielraum.

Unsere Forderungen auf einen Blick

  1. Anhebung des Grundfreibetrags auf 15.100 Euro
  2. Gleichmäßiger Anstieg der Steuerprogression
  3. Spitzensteuersatz ab 87.000 Euro auf 49 Prozent anheben
  4. Reichensteuersatz von 52 Prozent ab 140.000 Euro
  5. Pendlerpauschale zu Mobilitätsgeld umgestalten
  6. Kindergrundsicherung statt Kinderfreibeträge
  7. Ehegattensplitting überwinden
  8. Rentenbesteuerung vereinfachen und Doppelbesteuerung beenden
  9. Abgeltungsteuer auf Kapitalerträge abschaffen
  10. Vermögensteuer wieder erheben
  11. Erbschaften und Schenkungen gerecht besteuern
  12. Steuervergünstigungen für Unternehmen befristen
  13. Körperschaftsteuer auf 25 Prozent anheben
  14. Finanztransaktionsteuer unverzüglich einführen
  15. Eine bessere personelle Ausstattung der Finanzverwaltung

Reform der Einkommensteuer

Für mehr Steuergerechtigkeit braucht es eine Reform der Einkommensteuer. Dafür fordern wir folgende Änderungen: 

  • Arbeitnehmer*innen sollen von einem höheren Grundfreibetrag profitieren. 
  • Der Spitzensteuersatz soll erhöht werden, dafür erst später, das heißt ab einem deutlich höheren Einkommen greifen. 
  • Die Reichensteuer muss früher greifen, weil sie heute faktisch fast niemand zahlen muss. 
  • Kapitalerträge — beispielsweise Dividenden — sollen wie Arbeitseinkommen behandelt werden. Die pauschale Abgeltungssteuer von 25 Prozent soll abgeschafft werden und für alle Kapitaleinkünfte soll wieder der persönliche Steuersatz gelten.
DGB - Stefan Koerzell Portraet
Für eine gerechtere Steuerpolitik
Reiche und Spitzeneinkommen müssen wieder mehr zum Gemeinwesen beitragen.
Stefan Körzell, DGB-Vorstandsmitglied

Vermögen und Spitzeneinkommen

Angesichts der großen gesellschaftlichen Herausforderungen können wir uns Steuerprivilegien für Reiche nicht mehr leisten. Die öffentliche Hand braucht Einnahmen — für eine moderne Infrastruktur, gute Bildung und eine intakte Umwelt, von der alle profitieren.

Wie ungerecht der steuerpolitische Status Quo ist, zeigen Berechnungen des Netzwerk Steuergerechtigkeit:

  •  Demnach hat ein Millionär mit einem Einkommen von 1,6 Millionen Euro eine Steuer- und Abgabenquote von 24 Prozent.
  • Bei einem Paar, das zusammen 110.000 Euro verdient, liegt die Quote hingegen bei 43 Prozent. 
  • Zudem tragen Erbschaften und Vermögen lediglich 1,1 Prozent zum gesamten Steueraufkommen bei. 
  • Lohnsteuer und Mehrwertsteuer machen hingegen mit jeweils knapp 30 Prozent den größten Teil aus.

Wir fordern deshalb, dass Spitzenverdiener*innen und Vermögende wieder mehr zum Gemeinwesen beitragen. Die Vermögensteuer, die seit 25 Jahren ausgesetzt ist, soll auf Netto-Vermögen ab 1 Million Euro wieder erhoben werden So könnten 28 Milliarden Euro im Jahr mobilisiert werden. Weitere Milliarden würde eine Erbschaft- und Schenkungssteuer auf Betriebsvermögen bringen. 

Die Körperschaftsteuer auf Unternehmensgewinne soll mittelfristig auf 25 Prozent angehoben werden. Dies würde mindestens 8 Milliarden Euro mehr Steuereinnahmen bringen. Auch eine Finanztransaktionssteuer ist überfällig. Wenn sie — wie wir vorschlagen — alle Finanzmärkte, -produkte und -akteure umfasst, würden weitere 17 Milliarden Euro Mehreinnahmen erzielt.

Ungleichheit bekämpfen!

Die Vermögenskonzentration ist inzwischen so groß, dass sie direkt angegangen werden muss – mit einer Steuerreform. Das ist unumgänglich. Aber: Mitbestimmung, Tarifbindung und Mindestlohn sind entscheidende Faktoren, wenn es um die Verteilung zwischen Löhnen und Gehältern einerseits und Unternehmens- und Vermögenseinkommen andererseits geht. Dafür braucht es starke Gewerkschaften. Deshalb: Jetzt Mitglied werden, gewerkschaftlich organisieren und gemeinsam mehr erreichen. 

Jetzt Mitglied einer Gewerkschaft werden

Wir organisieren rund 5,7 Millionen Mitglieder aus 8 Gewerkschaften.
Auch für dich ist eine passende Gewerkschaft dabei.

Jetzt Mitglied werden!

Aktuelle Meldungen zum Thema

CDU/CSU-Steuerpläne: Woher nehmen, wenn nicht stehlen?

klartext Nr. 38/2024

Finanzierungslücken schließen – EU-Anleihen nutzen!

klartext Nr. 34/2024

Jahresgutachten des Sachverständigenrates: Weckruf für Investitionen

Stefan Körzell, DGB-Vorstandsmitglied

Digitalpakt 2.0 jetzt: Gleiche Chancen für alle Schüler*innen

Elke Hannack, stellvertretende DGB-Vorsitzende

Nach Lindner-Entlassung: Jetzt dringendste Entscheidungen für Wirtschaft und soziale Absicherung treffen

Yasmin Fahimi, DGB-Vorsitzende

Das steuerliche Gesamtkonzept des DGB zum Download:

Aktualisierung der Forderungen für die Jahre 2023 und 2024

Positionspapier

21. April 2023

Das könnte dich auch interessieren

Investitionen in die Zukunft statt Schuldenbremse

Das Management macht Fehler - und die Beschäftigten sollen dafür bezahlen? Warum Sparen nicht die Lösung für die aktuelle Krise ist und was wir für eine starke Wirtschaft wirklich brauchen.

Geld

Mehr lesen

Verteilungsgerechtigkeit

Deutschland gehört zu den reichsten Ländern weltweit. Doch nicht alle Menschen hier haben gleiche Chancen auf gute Löhne, Vermögen und den Zugang zu Bildung, Kultur oder Gesundheit. Erfahre, was für mehr Gerechtigkeit und Teilhabe aller zu tun ist.

Gerechtigkeit

Mehr lesen

Betriebsräte

Betriebe mit Betriebsrat zahlen im Schnitt besser, bieten sicherere Arbeitsplätze und sorgen für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Freizeit. Doch was ist ein Betriebsrat eigentlich? Wir haben die wichtigsten Infos zusammengefasst.

Ratgeber

Mehr lesen

Mindestlohn

2025 steigt der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland auf 12,81 Euro pro Stunde. Wer bekommt den Mindestlohn, welche Ausnahmen gibt es, was passiert bei Verstößen? Der DGB beantwortet die wichtigsten Fragen.

Ratgeber

Mehr lesen

Steuertipps

Muss ich eine Steuererklärung abgeben? Was hat es mit der Homeoffice-Pauschale auf sich? Und wie kann ich meinen Gewerkschaftsbeitrag von der Steuer absetzen? Wir haben die wichtigsten Tipps für deine Steuererklärung zusammengefasst.

Ratgeber

Mehr lesen

Mitglied werden

Noch kein Gewerkschaftsmitglied? Wir zeigen dir, welche Gewerkschaft zu dir passt.

Mitglied werden

Mehr lesen

Bleib informiert!

klartext - der Newsletter zur Wirtschafts- und Steuerpolitik.

Mit der Anmeldung wird dem Erhalt der ausgewählten Newsletter zugestimmt. Diese Einwilligung kann jederzeit widerrufen werden. Nähere Informationen zur Datenverarbeitung können in unserer Datenschutzerklärung nachgelesen werden.