Was ist Solidarität?
Solidarität bedeutet, dass alle Menschen aufeinander Rücksicht nehmen – auch wenn sich daraus kein eigener Vorteil ergibt. Wer solidarisch handelt, denkt an die anderen. Solidarität ist das Gegenteil von Eigennutz, Egoismus und Individualismus.
Das Wort leitet sich ab vom lateinischen Adjektiv „solidus“ und bedeutet so viel wie „gediegen, echt, fest“. Die Idee der Solidarität ist im römischen Recht der Antike verankert: „In solidum“ beschrieb damals ein Schuldverhältnis, in dem alle gemeinsam für etwas haften. An diese verbindliche Verpflichtung war jede*r Einzelne gebunden
Solidarität in der Arbeitswelt
Solidarität war der Herzschlag der Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert. Ohne zusammenzuhalten, hätten sich die Arbeiter*innen in den Industriefabriken, Bergwerken und Metallhütten nicht aus der Ausbeutung an ihrem Arbeitsplatz befreien können. Ohne diese Bewegung hätte es auch keine Gewerkschaften gegeben, die bis heute für bessere Arbeitsbedingungen kämpfen.
setzen wir uns für gerechte, solidarische Verhältnisse in der Arbeitswelt und in der Gesellschaft ein.
Wir in den DGB-Gewerkschaften sind der Idee der Einheitsgewerkschaft verpflichtet: Das bedeutet, dass wir uns für Arbeiter*innen, Angestellte und Beamt*innen einsetzen. Und das unabhängig von ihrer Religion, Weltanschauung oder Parteipräferenz. Wir sind dabei demokratischen Werten verpflichtet.
Wie wichtig Solidarität in der Arbeitswelt auch heute ist, zeigt sich z. B. bei einem Streik. Erst wenn Beschäftigte gemeinsam die Arbeit niederlegen, erzeugt das den nötigen Druck auf Unternehmen. Nicht ohne Grund setzen einige Arbeitgeber auf sogenannte „Streikbrecher*innen“. Dazu setzen sie etwa Beschäftigte von anderen Standorten am bestreikten Werk. Ziel der Arbeitgeber ist es, den Betrieb auf diese Weise aufrechtzuerhalten und den Streik ins Leere laufen zu lassen.
Das zeigt: Beschäftigte sollten sich nie gegeneinander ausspielen lassen. Gerade in der globalisierten Wirtschaft ist es für einige Arbeitgeber attraktiv, Standorte zu verlagern. Es ist gut, dass Arbeitnehmer*innen sich global vernetzen und grenzübergreifend solidarisch sind – wenn sie zum Beispiel protestieren, weil bei ihrem Unternehmen in einem anderen Land Jobs gestrichen werden.
Was bedeutet Solidarität für Gewerkschaften?
Solidarität gehört zur Identität der Gewerkschaften. Das gilt vor allem in der Arbeitswelt: Nur gemeinsam ist es möglich, Arbeitsbedingungen zu verbessern. Gewerkschaftliche Solidarität will einen gerechten Machtausgleich zwischen dem ungleichen Verhältnis von Kapital und Arbeit schaffen.
Das gilt aber auch in Staat und Gesellschaft: Wenn Menschen mit hohen Einkommen und Vermögen einen größeren Anteil bei der Finanzierung des Gemeinwesens übernehmen als Menschen mit weniger Geld, ist das solidarisch. Deshalb fordern wir in unserem Steuerkonzept eine Vermögensteuer und Erbschaftsteuer genauso wie niedrigere Steuern für kleine und mittlere Einkommen.
Wir fordern außerdem den Erhalt und Ausbau des solidarischen Sozialsystems in Deutschland. Denn die Sozialversicherungen sichern Beschäftigte ab, wenn sie krank, arbeitslos, arbeitsunfähig oder pflegebedürftig werden oder in Rente gehen. Finanziert werden die Sozialversicherungen zur Hälfte von Arbeitnehmer*innen und zur Hälfte von Arbeitgebern. Und auch das solidarisch: je höher das Gehalt, desto höher die Beiträge.
Wir, der DGB und seine Gewerkschaften, sind solidarisch mit allen Menschen in Deutschland – egal ob mit oder ohne Migrationsgeschichte, egal welcher Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Weltanschauung. Wir gehören zusammen.